Der Kunsthistoriker Dr. phil. Hans Lanz (1920-2004), in Basel aufgewachsen, war durch Studium, durch seine Forschungsschwerpunkte und seine Tätigkeit am Historischen Museum Basel (nach dem Doktorexamen von 1949 zuerst als Hilfsassistent, seit 1955 als Konservator und 1967-1984 als Direktor) lebenslang mit der Stadt am Rheinknie verbunden.
Das Thema seiner 1954 im Druck erschienenen Dissertation zum Basler Landschaftsmaler Jakob Christoph Miville (1786-1836), angeregt durch eine Miville-Ausstellung, welche das Kupferstichkabinett Basel 1946 veranstaltet hatte, hat Hans Lanz auch als Sammler zeitlebens beschäftigt: 1992 hat er seine Sammlung mit Werken aus dem Nachlass Mivilles samt einem umfangreichen Bestand von schriftlichen Dokumenten, vor allem Briefen von Miville und seinen Künstlerfreunden, als «Schenkung Jakob Christoph Miville (1786-1836)» der Oltner «Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts» übermacht.
Hans Lanz, als Kunsthistoriker in der baslerischen Vergangenheit von der Spätgotik bis ins frühe 19. Jahrhundert beheimatet, war geprägt vom weitgefächerten Sammlungsbestand des Historischen Museums. In seine Amtszeit fiel die Sanierung der Barfüsserkirche und die Neueinrichtung der Sammlung. Unter seinen Publikationen finden sich Aufsätze zu spätmittelalterlichen Bildteppichen, zu einem Bergkristall-Kännchen aus dem Basler Münsterschatz und zu einem Ehren-Pokal des Basler Ratsherrn Andreas Ryff aus dem späten 16. Jahrhundert.
Ein Schwerpunkt der Museums- und der Publikationstätigkeit von Hans Lanz aber lag im Bereich des baslerischen 18. Jahrhunderts. Dazu gehören sowohl die Berichte über das Schicksal der Basler Silbermann-Orgeln und über die in Basel entstandenen Werke der klassizistischen Innerschweizer Bildhauer Joseph Anton Maria Christen und Franz Abart, als auch - und vor allem - sein Einsatz für das 1775-1780 erbaute und 1951 als «Wohnmuseum» des Historischen Museums eröffnete Haus zum «Kirschgarten». Unter seiner Regie konnte der oktogonale Gartenpavillon von 1783 aus dem «Haus zum Hof» an der St. Alban-Vorstadt in den Garten des «Kirschgarten» versetzt und die Porzellan-Sammlung der Pauls-Eisenbeiss-Stiftung im Kirschgarten präsentiert werden: Dazu hat Hans Lanz 1974 eine Untersuchung zum Gartenpavillon und 1977 einen illustrierten Katalog der Pauls-Eisenbeiss-Sammlung publiziert. Was aber seinen sorgfältigen, ganzheitlichen Umgang mit dem ihm anvertrauten Museumsgut besonders klar beleuchtet, ist die 1959 erschienene Studie «Basler Wohnkunst und Lebensart im 18. Jahrhundert».
Bei Hans Lanz war die wissenschaftliche Arbeit immer unmittelbar mit der Pflege der Sammlung, mit dem persönlichen, praktischen Umgang mit Werken der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks verbunden. Dass in seinen späten Jahren die Beschäftigung mit ostasiatischer Kunst dazukam, erweitert das Verständnis der Sammlerpersönlichkeit von Hans Lanz. Durch seine «Schenkung Jakob Christoph Miville» hat die Oltner «Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts» jedenfalls nicht nur einen Schwerpunkt im Gebiet der Landschaftsmalerei und -zeichnung des frühen 19. Jahrhunderts, sondern auch einen baslerischen Kernbestand erhalten, der in schönster Weise das künstlerische, wissenschaftliche und emotionale Engagement von Hans Lanz weiterträgt.
Stifter und Donatoren
Dr. phil. Hans Lanz (1920–2004), Donator der «Schenkung Jakob Christoph Miville (1786-1836)»